Samstag, 24. September 2005

Das Leben des OZ

Bevor ich hier meine alltäglichen Abenteuer verlauten lasse, will ich kurz über mein Leben berichten.
Als kleiner, süßer Jungspund kam ich in eine Familie mit einem kleinen Kind.
Zunächst sah alles sehr rosig aus: Mich konnte man knuddeln, mit in`s Bett nehmen und ich wehrte mich auch nicht, wenn meine damaligen Cheffes mir veruchten, Gehorsam eizutrümmern.
Mir gefielen die ironischen Späße meines Cheffes nicht, vor allem, wenn er wie so häufig betrunken war. Ich habe nicht wirklich verstanden, dass man sein Geschäft nicht in der Wohnung verrichtet und weiß bis heute nicht, weshalb ich ständig getreten, geknufft und geboxt wurde.
Die Sprache der Menschen ist für uns Hunde nicht leicht zu vertsehen, so wusste ich nie, was ich machen sollte, wenn die Cheffs irgend etwas brabbelten. Die Cheffes von Tag zu Tag ungeduldiger mit mir, was aber nur dazu führte, dass ich jederzeit davon ausgehen konnte, eine geballtert zu bekommen.
Als ich ein wenig größer wurde viel mir dann plötzlich auf, dass ich ein kräftiges Gebiss habe. Meine Beißerchen setzte dann ich immer dann ein, wenn es mir zu eng wurde. Und mir war immer fürchterlich eng - wusste ich doch nie, was nun wieder auf mich zukam.
Eines Tages durfte ich endlich wieder einmal mit im Auto fahren (meine Leidenschaft). Ich freute mich wie wahnsinnig auf das kommende Abenteuer. Endlich raus! Ein Ausflug! Meine Cheffes brabbelten das Wort "Tierheim" und ich fragte mich, was das wohl bedeutet. Hätte ich die Bedeutung des Wortes erkannt, ich hätte mich nicht derart gefreut. Zwei Monate saß ich alleine in einem Zwinger, wurde fetter und fetter. Ich saß den ganzen Tag hinter den Gittern und machte keinen Mucks, so schlecht ging es mir. Wenn ich einmal herausgelassen wurde entlud sich meine aufgestaute Energie und ich konnte überhaupt nicht mehr damit aufhören, im Kreis zu rasen. Ich sah und hörte nichts mehr. Oftmals kamen Menschen, denen ich gefiel, aber durch meine ständige *im Kreis herumraserei* waren sie verunsichert. Einmal kam sogar ein Jäger, der sich für mich interessierte. Als er mich herumrasen sah, drehte er sich jedoch um und ging. So saß ich dann wieder in meinem Zwinger. Zum Glück kann ich sagen, dass das Essen gut und reichlich war und ich nicht mehr geschlagen wurde. Hin und wieder wurde ich sogar gestreichelt. Ich lernte, dass es gar nichts Böses ist, wenn ich mein Geschäft verrichte.
Nach einer Zeit, die mir endlos vorkam, kam eine junge Frau an meinen Zwinger. Wir sahen uns an und komischer Weise sackten ihr die Knie weg. Sie holte mich aus dem Zwinger und ließ mich meine Runden drehen. Als ich mich etwas beruhigt hatte, bekam ich sogar etwas Leckeres und wurde gestreichelt.
Leider sperrte man mich wieder in den Zwinger und ich war mir sicher, dass die junge Frau nicht wiederkommen würde.
Am nächsten Morgen jedoch war sie wieder da! Sie hatte ein Halsband und eine Leine dabei und wieder viele Köstlichkeiten. Wen wundert es, dass ich freudig in ihr Auto sprang? Nicht einmal zurück geschaut habe ich.
Nun bin ich seit mehr als vier Jahren bei meiner Cheffin und einen tollen Chef habe ich auch. Ich darf viel unternehmen, wenn ich auch leider nicht jagen darf. Eine blöde Katze lebt auch bei uns. Die würde ich häufig gerne mal so richtig durchschütteln, aber ich darf ja nicht...
Viele Schwierigkeiten gab und gibt es zu bewältigen. Auch heute noch habe ich manchmal Angst vor Kindern und Betrunkenen oder wenn ich mich in eine Ecke gedrängt fühle. Auch bin ich ein nervöser Wippel geblieben, aber ich werde heiß und innig geliebt und meistens auch verstanden.

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